Rüdigers Impressionen im Auszeithaus März 2019
Nach langer Zugfahrt holt Franz mich an der Haltestelle in Wenns (Piztal) ab. Es geht noch ein paar 100 Meter weiter in steilen Kurven bergauf, die mir nach dem langen Sitzen guttun. Franz geht auf dem Weg noch schnell einkaufen, hat mich aber flugs mit seinem E-Bike wieder eingeholt.
Im Auszeithaus angekommen, geht es die noch rohen Betontreppen mit provisorischem Geländer in die 2. obere Etage, wo mich ein schlicht aber sinnvoll eingerichteter Multifunktionsraum empfängt.
Eine Küchenzeile, ein Stubenofen, Tisch und Stühle, zwei Wippsessel und einen Tisch, der aus Karton und Brettern besteht. Der obligatorische Laptop darf natürlich nicht fehlen, mit dem Franz sich die Welt materiell und ideell ins Haus holt. Eine Glastür führt zum Balkon und gibt den Blick in die Piztaler Bergwelt frei – genau wie das breite Fenster am Tisch.
Drei Türen führen in die nach Norden liegenden Schlafzimmer. In diesem Fall für Franz, Flo und mich.
Nach dem schnell zubereiteten Abendessen zeigt Franz mir, nicht ohne Stolz, das ganze Haus. In der im Erdgeschoss befindlichen, fast vollständig fertigen Ferienwohnung, hat eine befreundete Familie (Peter, …) einige Tage Ferien gemacht.
In allen anderen Räumen, zum Beispiel in denen für die Auszeitbewohner*innen, wird noch eifrig gewerkt, gemalert und installiert. Alles mit reiflicher Überlegung, stilvoll und schlicht, dem Charakter des Hauses angepasst – und vor allem funktional.
In der ersten Nacht wälze ich mich auf der ungewohnten Matratze hin und her, bis ich auf die glorreiche Idee komme, mir die zweite Bettdecke unter zulegen – dann ist die Unbequemlichkeit vorbei.
Auch hier verzichte ich nicht auf die zur Gewohnheit gewordenen Fünf-Tibeter-Übungen, die auf dem etwas stumpfen, gelauchten Holzfußboden etwas mehr Einsatz als zu Hause erfordern.
Franz hat sich für heute frei genommen für eine gemeinsame Rad-Bus-Fuß-Tour in die zum großen Teil noch schneebedeckte Bergwelt. Zurück von der Tagestour ist Flo im Haus, leider etwas erkältet, was sich aber in den nächsten Tagen immer weiter bessert.
Am Abend sitzen wir noch im Gespräch am prasselnden Stubenofen hinein.
Am nächsten Tag geht’s für mich wieder auf Wanderschaft in die heiter bis wolkige noch winterlich anmutende Bergwelt. Nur vereinzelt zeigt sich ein wenig grün und ein paar Blümchen. Ich genieße das Wandern in der für mich als Flachlandtiroler so ungewohnten Natur. An einer kleinen Kapelle setze ich mich auf eine Bank zur Meditation – nach weiterer Wanderung geht’s bis zu einer ganz neu und schön gestalteten Meditationskapelle mit herrlichem Ausblick. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt, denn kurz vor dem Auszeithaus fängt es an zu tröpfeln, um später in richtigen Regen zu mutieren.
Müde und erschöpft, gestärkt von einer kleinen Brotzeit nach dreieinhalb Stunden Wanderung ruhe ich mich erstmal aus. Danach treibts mich nochmal raus, diesmal in den Ort, um für unsere kleine Gruppe etwas einzukaufen. Leider finde ich nicht den bevorzugten Einkaufsladen und bringe unerwünschten Produkte mit, die als unbiologisch verachtet werden.
Abends ist wieder gemütliche Gesprächsrunde und Lesen bzw. Laptop angesagt.
Der nächste Tag führt mich auf ähnlichem Weg wieder zur Meditationskapelle. Am Nachmittag finde ich dieses Mal zum Glück auch den M-Preis-Laden, um biologische Sachen einzukaufen.
Wie an den Vorabenden sitzen wir am warmen Ofen und tauschen Gedanken und Ansichten aus.
Ich bin dankbar für eine schöne Zeit hier im und um das Auszeithaus, die mich aus dem gewohnten Umfeld in eine für mich besondere Lebenswelt geführt hat.
Ich denke es ist gut von Zeit zu Zeit mal in anderen Lebensumständen zu sein und sein eigenes Leben aus einer neuen Perspektive zu sehen. Meine besten Wünsche für Haus und Bewohner*innen begleiten dieses einzigartige Projekt.
In Freundschaft verbunden
Rüdiger
Heute war ein relativ ruhiger Tag. Ich arbeite an meinem Projekt weiter: die Wände zu verputztem. Mithilfe eines Gemisches aus Überresten der Lehmbauplatten und Lehmputz. Auf die Fugen, über zwei Platten, muss dazu noch immer ein Netz mithilfe des Lehmputzes befestigt werden, damit eine stabile Verbindung zwischen den Platten besteht. Heute habe ich die gesamte Nord-West-Wand oder auch Giebelwand genannt fertig verputzt. In den nächsten tagen beschäftige ich mich damit alle zu verputzten um auf diesen Putz dann einen farbigen Edellehmputz aufzutragen. Franz beschäftigte sich mit der Dusche. Er klebte ein Dichtfließ auf das Duschelement zur Abdichtung, siehe Foto. um dort mit mir in den nächsten Tagen die Fliesen zu verlegen. Diese Fliesen bestehen aus geschnittenen Steinen, welche auf einem Gitter befestigt sind. Dies sind die Fliesen wie schon in den anderen Bädern. Am Nachmittag ist Franz nach Wenns gefahren um Lebensmittel zu kaufen und Material, damit die Heizkörper vollständig angeschlossen werden können.
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